Schnelles Frühchen

Quicken 2003 und seine Komfort-Bedienung

Beim Sprint um Versionsnummern hat Lexware die Nase vorn: Der Frühling des Jahres 2002 hat noch nicht einmal richtig begonnen, da springt schon die Quicken-Version `2003´ auf den Markt. Wir wollten sehen, ob das Programm seiner Zeit voraus oder lediglich eine Frühgeburt ist.

Unterthema: Quicken 2003

Schon auf der Verpackung wirbt Lexware mit der `neuen Komfort-Bedienung´. Dahinter verbirgt sich vor allem eine etwas konsistenter gestaltete Oberfläche, die farblich und inhaltlich an die letzte Money-Version erinnert. Die Karteileiste `Quickkartei´ am linken Rand wurde zum Navigatorbaum, dessen Inhalt in neun aufklappbare Gruppen von `Meine Finanzen´ bis `Meine Auswertungen´ eingeordnet ist.

Mit der Quick-Menüleiste sind auch der Finanztacho und die Konto-Registerleiste vom unteren Fensterrand verschwunden. Der Wechsel von Konto zu Konto erfolgt nun wahlweise über einen Button im Kopf des jetzt `Kontoblatt´ genannten Registers, über das Menü der rechten Maustaste oder - sofern das Kontoblatt bereits geöffnet ist - über die Navigationsleiste. Das ist sicher gewöhnungsbedürftig, zumal die Reihenfolge der Konten in allen diesen Menüs unterschiedlichen, nicht immer nachvollziehbaren Ordnungskriterien folgt.

Die optionale Symbolleiste im Fensterkopf (lobenswert: sie lässt sich auf `nur Text´ schalten) ist neuerdings für jedes Navigationsthema getrennt konfigurierbar. Hier sollte man zuerst Buttons für einige Listen (Kategorien, Adressen, regelmäßige und gemerkte Buchungen) anlegen, die sonst nur umständlich aufzurufen sind.

Bedeutsamer sind einige inhaltliche Verbesserungen. Es ist jetzt möglich, den Kontoinhaber zu wechseln, was das Programm endlich familientauglich macht. Ebenfalls seit Jahren gewünscht und nun realisiert: Beim Abholen von Kontoauszügen übernimmt Quicken bis zu 14 Verwendungszweckzeilen und zeigt sie korrekt an. Bei eigenen Buchungen ist der Verwendungszweck wie bisher auf zwei Zeilen beschränkt.

Und schließlich funktioniert die Kategorienzuordnung nun auch mit Splitbuchungen. Quicken greift dazu auf gemerkte Buchungen zurück und fragt beim Abgleich nach, ob die Splitbuchungen manuell bearbeitet oder prozentual angepasst werden sollen. Reine Mehrwertsteuerbuchungen erkennt das Programm leider nicht, obwohl dies sicher leicht möglich wäre (es sind Splitbuchungen mit nur einer Zeile).

Neu ist, dass Quicken beim Abgleich eines Kontoauszugs den von der Bank gelieferten Verwendungszweck übernimmt und damit einen selbst eingetragenen Verwendungszweck überschreibt. Bisher lief das umgekehrt. Wünschenswert wäre hier eine Wahlmöglichkeit. Ebenfalls neu: Es lassen sich bankverwaltete Daueraufträge anlegen, allerdings nur per HBCI. Quicken verlangt nicht mehr, PIN und TANs im Programm zu speichern, sie werden beim Bankzugang abgefragt.

Kuriositäten

Neben solch erfreulichen Verbesserungen enthält Quicken 2003 eine ganze Reihe Fehler. Beim Anlegen eines neuen Kontos gab Quicken als Währung `Griechische Drachmen´ vor, was wir in `Euro´ änderten. Nach Fertigstellung war die Kontowährung dann der südafrikanische `Rand´. Wer ein Euro-Konto anlegen möchte, muss die Vorgabe `Gr. Drachmen´ beibehalten!

Ein weiteres Währungsproblem tritt beim Anlegen einer regelmäßigen Buchung auf: Offenbar dann, wenn der dabei verwendete Empfänger letztmals bei einer DM-Buchung verwendet wurde, legt Quicken die Buchung auch in DM an. Die Währung lässt sich hier nicht ändern. Abhilfe: Die Buchung im Kontoblatt anlegen und dann erst (über das Kontextmenü der rechten Maustaste) zur regelmäßigen Buchung machen.

Nach dem Abholen von Kontoauszügen blieb bei uns das Abgleichfenster oft leer, bis wir einmal zu einem anderen Fenster und zurück gewechselt hatten. Umlaute im Empfängernamen wurden nicht erkannt und als Leerzeichen übernommen - in Quicken 2002 gab es dieses Problem nicht. Trotzdem ordnete Quicken solche Auszüge automatisch den richtigen (mit Umlaut eingetragenen) Buchungen im Register zu. Beim erneuten Abholen von Auszügen wurden bereits abgeglichene Splitbuchungen vom letzten Auszugstag erneut - und nun falsch - abgeglichen. Das Splitfenster ist immer noch auf nur 15 Buchungen beschränkt.

Schwerwiegende Probleme hat Quicken offenbar mit einigen Betriebssystem-Konstellationen. Obwohl unter den Systemvoraussetzungen (neben anderen Windows-Versionen) Windows XP ausdrücklich genannt ist, berichten Anwender von Abstürzen bereits bei der Installation. In einer Stellungnahme im Quicken-Forum von Lexware hieß es, es werde `mit Hochdruck´ an einer Lösung gearbeitet.

Fazit

Obwohl wir viele der von Anwendern berichteten Probleme im Test noch nicht einmal nachvollziehen konnten, blieb auch bei uns der Eindruck eines unausgereiften, zu früh auf den Markt gekommenen Produkts. Wichtigen, aber auch schon lange überfälligen Verbesserungen stehen teils alte, teils neue Mängel gegenüber. Die Anwender fühlen sich zu recht als `Beta-Tester´ missbraucht und klagen vor allem über die teure und oft inkompetente Hotline (01 90/70 62 74, 1,24 EUR/min). Einen direkten und kostengünstigen Support gibt es von Lexware nicht.

Stattdessen verschickt Lexware die neue Version an jeden, der gewollt oder ohne richtig hinzusehen den `AktualisierungsService´ aktiviert hat. Allerdings beruht dieser Service nicht auf Kulanz, sondern dem Päckchen liegt eine Rechnung über rund 59 Euro inklusive Versandkosten bei. Ein stolzer Preis für ein jährliches Update. Wer es nicht haben will, sollte die Sendung zurückschicken und die Update-Aktualisierung kündigen, um weitere automatische Zusendungen zu stoppen. (bb)

Kasten 1


Quicken 2003

Finanzverwaltung und Homebanking unter Windows

Hersteller Lexware (www.lexware.de)
Voraussetzungen 32 MByte RAM, 80 MByte Harddisk, Windows ab 95C
Preise (Vollversion/Update) Standard: 50/40 EUR Deluxe: 75/55 EUR

Autor: Ralph Altmann

Auszug aus c't-Magazin 10/02 S.94
© Heinz Heise Verlag

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